The Space of Relations
2020
180 pages / 23 x 29,7 cm /edition 50 / perfect binding / digital print
The Space of Relations was released and published by Edizione Multicolore in 2020.
In her publication “The Space of Relations” Jill Kiddon leads the viewer into an infinite space of continuously fluctuating conditions and relations. The starting point is a body that never fully reveals itself; it initially appears as a determining factor, as the “zero point of the world”, as Michel Foucault puts it, from which all possible places emerge and radiate. However, in an interplay with other objects - clay, stone and metal - a process of mutual influence begins. Points of reference dissolve and are formed anew, as shapes are altered. “The Space of Relations” is a visual journey into the inner structure of the self, which is in an ongoing process of becoming.
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Jill Kiddons Publikation „The Space of Relations” ist eine visuelle Reise in das innere Ordnungsgefüge des Menschen. Seite um Seite führt Kiddon uns durch einen abstrakten, endlosen Raum, in dem die Beziehungen des Subjekts zu den Dingen einer ständigen Entwicklung ausgesetzt sind.
„Der Körper ist der Nullpunkt der Welt“ schreibt Michel Foucault, „der Ort, an dem Wege und Räume sich kreuzen. (…) Er ist der utopische Kern im Mittelpunkt der Welt“.
In „The Space of Relations” begegnen wir einem fragmentarischen Körper, der die Rolle eines wandelbaren Nullpunkts einnimmt. Wir sehen ihn nie ganz und trotzdem präsentiert er sich zunächst als ordnungsgebende Größe, an dem sich die anderen auftauchenden Elemente orientieren. Diese Elemente, Metallstangen und Ton, sind Materialien, die in den Arbeiten der Bildhauerin Kiddon immer wieder auftauchen.
Im Verlauf der Publikation verschieben sich die Hierarchien, der changierende Hintergrund wird zu einem Spannungsfeld wechselnder Verhältnisse. Sowohl der Körper als auch die mit ihm interagierenden Objekte finden durch Annäherung und Abgrenzung zu immer neuen Formen.
Ins Bild gefasst wird hier die Architektur unseres Selbst, das uns eigene Ordnungssystem, das die Unterscheidung verschiedenster Sinneserfahrungen und Interaktionen ermöglicht. Dieses Ordnungssystem bietet Orientierung im Umgang mit der uns umgebenden Welt, doch zuweilen wirken sich äußere Einflüsse auch transformierend aus: Muster, nach denen wir kategorisieren, beurteilen und verknüpfen verlieren an Bedeutung. Das Selbst, wie wir es kannten, läuft plötzlich Gefahr, seine Einheit zu verlieren. Die haltgebende Struktur verschwindet. Aber dieser Dekonstruktion folgt bald ein Zusammenwachsen der Fragmente. Etwas Neues entsteht als ein Ausgangspunkt weiterer Veränderungen.
In „The Space of Relations” überträgt Jill Kiddon ihre bildhauerische Praxis ins Digitale. Das fotografische Material liegt als Ansammlung unzähliger Pixel vor. Kiddon verändert dieses Material, zerteilt es, setzt es neu zusammen und hinterlässt Spuren der digitalen Bearbeitung. So wie in ihrer bildhauerischen Arbeit spielt auch hier der Zufall eine wichtige Rolle: Während es in der „analogen“ Arbeitsweise der Werkstoff ist, der „mitarbeitet“ und aufgrund seiner Eigenheiten unerwartete Ergebnisse hervorruft, wird nun ein Algorithmus verwendet: Ein von der Künstlerin markierter Ausschnitt wird basierend auf dem ihm umliegenden Bereich neu berechnet. So entsteht eine Fläche, die eine Synthese ihrer Umgebung darstellt. Zwischen Neuem und Altem besteht eine Relation, die sich sowohl auf das bereits Vorhandene Bestehende als auch auf Entstehende auswirkt.
Die Reflexionen über die ständige Weiterentwicklung des Selbst finden sich so im Entstehungsprozess der Publikation wieder. …
Körper und Objekt verbinden sich schlussendlich und werden zu jenem abstrakten, endlosen Raum, der uns wieder an den Anfang des Prozesses führt - zum Körper als Einheit und Ursprung aller Relationen.
Ferial Nadja Karrasch
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